Faire Lebensmittelpreise Fehlanzeige: Deutsche Umwelthilfe fordert mit Bauern-
und Entwicklungsverbänden Verbot des Einkaufs unterhalb der Produktionskosten

.

  • Während bei Supermärkten steigen-de Gewinne prognostiziert werden, können viele Bäuerinnen und Bau-ern nicht mal Produktionskosten decken

  • Gedrückte Erzeugerpreise verschär-fen nicht nur das Höfesterben, son-dern bremsen auch Transforma-tionswillen und damit die dringend notwendige Agrarwende

  • DUH, European Milk Board und IN-KOTA-netzwerk fordern Cem Özde-mir auf, Einkauf unterhalb der Produktionskosten zu verbieten

.

Berlin (ots|wro) - Zum Start der Internationalen Grünen Woche warnt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gemeinsam mit den Verbänden European Milk Board (EMB) und INKOTA-netzwerk vor ab-surden Krisenprofiten des Lebensmittelhandels
und der Ernährungsindustrie auf Kosten von klein-bäuerlichen Betrieben und der Agrarwende. Wäh-rend die Preise in Supermärkten laut Statistischem Bundesamt mit 20 Prozent über dem Vorjahresni-veau etwa doppelt so stark steigen wie die allge-

meine Inflation, können viele Milch-, Schweine-und Biohöfe am anderen Ende der Lieferkette noch immer nicht ihre Produktionskosten decken. Das bringt sie nicht nur wirtschaftlich in eine prekäre Lage, sondern bremst noch dazu die klimafreund-liche Transformation der Landwirtschaft aus. Um das zu stoppen, fordern die Verbände Landwirt-schaftsminister Özdemir auf, den Einkauf unter-
halb der Produktionskosten schnellstmöglich zu verbieten.

Reinhild Benning, Agrar-Expertin der DUH: "Die Agrarwende braucht eine neue Geschäftsgrundlage: Wer Lebensmittel erzeugt, muss per Vertrag Pla-nungssicherheit bekommen, welchen Preis Indu-strie und Handel für welche Menge und Qualität bezahlen. Dreht sich aber die Ertragsspirale für bäuerliche Betriebe weiter nach unten, setzt sich das Höfesterben fort. Übrig bleiben zunehmend industrielle Tierhaltungen, die niedrige Preise
durch Massenproduktion zu kompensieren versuchen. Das darf Landwirtschaftsminister Özdemir nicht zulassen!"

Bei Fleisch beispielsweise erhalten Erzeugerinnen und Erzeuger nur 20 Cent pro Euro, der über die Ladentheke geht. Für Milch erzielen Bauern und 

Bäuerinnen im Durchschnitt ähnlich niedrige Preis-anteile. Dazu Elmar Hannen, Vorstandsmitglied des EMB: "Die Bundesregierung  muss Verarbeiter und Handel, also den Markt, mit in die Pflicht nehmen, andernfalls kann die Transformation der Land-wirtschaft nicht gelingen."

Auch in den globalen Lieferketten sind Kleinbäu-erinnen und -bauern zunehmend bedroht. So ist beispielsweise in Ecuador die Anzahl der bananen-produzierenden Familienbetriebe mit einer Fläche von weniger als fünf Hektar zwischen 2015 und 2018 um 60 Prozent gesunken.

Evelyn Bahn von INKOTA-netzwerk: "Agrarprodukte wie Kaffee, Kakao oder Bananen werden aus Ländern des globalen Südens importiert. Armut, Kinderarbeit und Arbeitsrechtsverletzungen gehören zum Alltag vieler Bäuerinnen und Bauern. Eine der Ursachen sind zu niedrige Preise für die Agrarprodukte. Für Kakao-bäuerinnen und -bauern in Ghana müsste sich der Preis mindestens verdoppeln, um ein existenzsicherndes Ein-kommen zu ermöglichen. Wenn die Bundesregierung Menschenrechtsverletzungen in globalen Agrarliefer-ketten beenden will, braucht es einen gesetzlichen Rahmen zur Zahlung fairer Preise an die Menschen
am Beginn der Lieferkette."