
Europäische Moderne
für Wernigerode in nächster Runde
Europan-Projekte: Der Aufsichtsrat der Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode mbH, GWW,
bestätigt markante italienische Bauentwürfe für Wernigerode
Wernigerode (ots|wro) - Euro-pan-Projekte: Der Aufsichts-rat der Gebäude- und Woh-nungsbaugesellschaft Werni-gerode mbH, GWW, bestätigt markante italienische Bauent-würfe für Wernigerode
Nächster Schritt zur Verwirk-lichung eines Stücks modern-ster europäischer Architektur für Wernigerode rund um das GWW-Areal Veckenstedter Weg und Gießerweg: Der GWW-Aufsichtsrat trat zu-sammen, um über die finalen Entwürfe und Bauplanungen für das Gebiet zu entscheiden. Vorgestellt wurden sie von den deutschen Partnern der beiden italienischen Architektenbü-

Visualisierungen: Projekt Duet: Practice+/CATK/RSL Projekt Living the new ecological Porous Garden: Cope/Hartung + Ludwig. Bild: Practice+/CATK,Cope/Hartung+LudwFotograf:Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode mbH
ros, die im vergangenen Jahr als Sieger des europäi-schen Architektur-Wettbewerbs "Europan" zur Neubebauung der beiden GWW-Quartiere hervor-gingen.
GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann: "Im GWW-Aufsichtsrat gab es ein breites Votum für die vorgestellten beeindruckenden Entwürfe und Kon-zepte." Einstimmig bestätigte der Aufsichtsrat die Arbeiten aus der Leistungsphase I und II und ebnete damit den Weg für die Weiterarbeit hin zur Erarbei-tung der Bauanträge bis Jahresende.
"Vorgestellt wurden von den italienisch-deutschen Architektenbüros spannende Entwürfe, die die Eu-ropäische Moderne nach Wernigerode bringen wer-den und den Zeitgeist repräsentieren", so Christian Zeigermann.
Das meine nicht nur die Architektur, sondern auch die ökologischen und nachhaltigen Konzepte da-hinter. Beeindruckt sei er zum Beispiel von der Idee, den guten alten Wasserturm neu zu interpretieren, um Wohnungen mit Wärme und die Gartenanlagen mit ausreichend Nass durch Aufbereitung des Nie-derschlagswassers von den Dächern zu versorgen.
Für den GWW-Geschäftsführer zeigten die Projek-te zudem, wie fruchtbringend es sein kann, wenn Architektur nicht aus der Vergangenheit heraus entsteht, sondern mutig aus dem Zukunftsgedan-ken. Nur so könne sich die Gesellschaft weiterent-wickeln. Er freue sich dabei auch über den Gleich-klang mit Oberbürgermeister Tobias Kascha, dass jetzt modernste europäische Stadtkultur in Werni-gerode Einzug halte und auch hier zur Weiterent-wicklung beitrage.
Als innovativ und beispielgebend wertet er auch die italienisch-deutschen Architektengemeinschaften, die sich im Zuge des Europan-Wettbewerbs für Wernigerode entwickelt hätten. Ihre Zusammen-arbeit sei ein Muster, wie internationale Arbeitstei-lung im Bereich Architektur funktionieren könne. Das sei etwas völlig Neues und Inspirierendes.
Christian Toechterle-Knuth, Inhaber des Architek-turbüros catk-Studio zum Projekt DUET:
Christian Toechterle-Knuth, Inhaber des Architek-turbüros catk-Studio, stellte die Entwürfe und Pla-nungen für das Eckgrundstück Veckenstedter Weg und Gießerweg mit dem Arbeitstitel "DUET" im GWW-Aufsichtsrat vor. Er sprach dabei im Namen der Arge PRACTICE+ aus Bassano del Grappa/ Italien und catk-Studio Berlin, die sich zur Projekt-umsetzung für Wernigerode vor einigen Monaten bildete.
Im Rahmen des DUET-Projekts werden in einem Drei- und einem Viergeschosser 30 Wohnungen mit unterschiedlichen Grundrissen entstehen. Christian Toechterle-Knuth hebt beim Entwurf die einfache und sichtbare Trägerstruktur hervor, die die Fach-werktradition des Harzes modern interpretiert. Die Fassadengestaltung zur Straße und zum inneren großen Garten ist bewusst unterschiedlich gehalten. Während vorn Glas und Aluminiumbauteile zum Einsatz kommen, ist es zum Innenraum mit seinen Terrassen das Holz, das dominiert. Die Gebäude-transparenz erfüllt zudem den Zweck, über viel Glas
die Sichtbeziehung zum Harz herzustellen oder zu erhalten.
Viel Raum in der Planung nahm laut dem catk-Stu-dio-Inhaber auch die Umfeld- und Gartengestaltung ein, die das Gemeinschaftsgefühl unterstützen soll und Übergänge vom Privaten oder Halb-Öffentli-chen bis ins Öffentliche schafft. Die Gebäude sollen gut mit dem Umfeld korrelieren.
Wichtig für die Gebäudekonstruktion war natürlich auch das Energiekonzept. Ziel ist, die Sonnenenergie für das Gebäude optimal nutzen zu können. Der Ar-chitekt spricht vom Anspruch einer hohen Energie-Autarkie, die die beiden Gebäude auszeichnen soll. Er hebt dabei als Energielieferanten Solar- und eventuell PV-Anlagen hervor sowie eine Wärme-pumpe und Energiespeicher, die Reserven anlegen, wenn die Sonne nicht scheint. Ein Energie-Pavillon zwischen den Häusern dient als Zentrum und wird alle Elemente der technischen Versorgung, Ener-gieerzeugung und -speicherung vereinen.
Als besondere planerische Herausforderungen nennt Christian Toechterle-Knuth die Leichtigkeit und Lichtheit der Gebäudeanmutungen mit den Anforderungen an Wärmeschutz, Akustik, Brand-schutz und Sicherheitsanforderungen zu verbinden sowie eine gute Effizienz zwischen Miet- und Ver-kehrsflächen zu schaffen.
In der guten Zusammenarbeit zwischen den italie-nischen und deutschen Architektenteams sieht er sich als Koordinator und Möglichmacher. "Ich möch-te den jungen italienischen Architekten mit meinem Erfahrungsschatz helfen, ihren Traum für Wernige-rode auch tatsächlich Wirklichkeit werden zu las-sen." Die Plangestaltung und alle Zeichnungen wür-den in Arbeitsteilung weiter vom italienischen Eu-ropan-Gewinnerteam realisiert. Die Koordination, Beratung und Vor-Ort-Arbeit vom deutschen. Die modernen Kommunikationsmöglichkeiten machten es beiden Teams einfach, schnell und unaufwendig zusammenarbeiten zu können, hebt Christian Toechterle-Knuth hervor.
Ralf Ludwig, Geschäftsführer der Hartung + Lud-wig Architektur- und Planungsgesellschaft Wei-mar, und Projektkoordinator Matthias Schmidt zum Projekt "Living the new ecological Porous Garden":
Auch das zweite schon vielbeachtete Sieger-Projekt mit dem Titel "Living the new ecological Porous Garden" wurde dem Aufsichtsrat vorgestellt. Als deutsche Partner der italienischen Architekten-gruppe Cope aus Padua/Italien präsentierten es Ralf Ludwig, Geschäftsführer der Hartung + Lud-wig Architektur- und Planungsgesellschaft Wei-mar, und Projektkoordinator Matthias Schmidt. Alle hatten in den letzten Monaten hart daran ge-arbeitet, dass die architektonisch anspruchsvolle Wettbewerbsidee nun auch in die Realität überführt werden konnte. Markant im angepassten Entwurf bleibt die eindrucksvoll inszenierte Dachlandschaft der insgesamt fünf Gebäude, die in ihrer Form die Topografie des Harzes aufnehmen, und im Inneren einen großen gemeinschaftlich genutzten Innenhof umschließen. "Insgesamt werden im Projekt am Veckenstedter Weg 34 neue Wohneinheiten ent-
stehen", erläutert Geschäftsführer Ralf Ludwig.
"Die Mischung aus Wohnungen unterschiedlicher Typologie und Größe begünstigt ein generations- übergreifendes Zusammenleben. Ziel ist eine bunte soziale Mischung von der Familie bis zum Single, vom jungen Berufseinsteiger bis zum Senior." Die Erschließung der einzelnen Gebäude sei für ältere oder eingeschränkte Menschen gewährleistet und barrierefrei. Insgesamt würden 25 Wohnungen barrierefrei beziehungsweise barrierearm erstellt. "Im Erdgeschoss befinden sich zudem zwei roll-stuhlgerechte Wohnungen. Einige Wohnungen im Dachgeschoss verfügen über interessante Duplex- und Triplex-Zuschnitte mit teilweise doppelter Raumhöhe und Oberlichtern auf den Dächern.
Jede Wohnung erhält einen eigenen privaten Au-ßenraum. Das kann ein Garten sein, ein Balkon
oder eine eingeschnittene Loggia."
"Alle Gebäude wurden von uns als Holzkonstruktion entworfen und mit hölzerner Außenfassade", hebt Projektkoordinator Matthias Schmidt hervor. "Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, Kohlenstoffspei-cher und wiederverwendbar. Es kann somit einen guten Beitrag für zukünftiges kreislaufgerechtes Bauen leisten." Im Sinne der Nachhaltigkeit solle das Holz aus der Region oder dem Alpenraum kommen, um längere Transportwege zu vermeiden. Ziel sei es, nachhaltige, weitgehend recycelbare Gebäude mit einer geringen CO2-Emission zu errichten.
Die Herausforderung für dieses Projekt sei, so be-schreiben es Ralf Ludwig und Matthias Schmidt, die interessante Architektursprache mit Kosteneffi-zienz und deutschen Baurechtsanforderungen zu verbinden. Oder zum Beispiel, wie man ohne ko-stenintensive Tiefgarage die geforderte Stellplatz-zahl für Autos und E-Mobile unterbringen kann und dabei den Gartenraum nicht zu stark dezimiert. Eine weitere Challenge:Alles, was an Niederschlägen auf die Dächer fällt, soll in Regenrückhaltebecken ge-sammelt werden und eine weitgehend autarke Gartenbewässerung ermöglichen.
Die Zusammenarbeit mit den italienischen Kollegen beschreiben beide als sehr fruchtbringend und ver-trauensvoll. Man habe sich zum Start in einem Workshop in Weimar, später dann in Padua getrof-fen und nutze durchgehend alle neuen digitalen Möglichkeiten der Kommunikation miteinander.
Für die beste 3-D-Architektursimulation habe
man sogar Kontakte bis nach Kolumbien genutzt.
GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann abschließend: Miet-Wohnraum für junge Familien sei im Stadtgebiet von Wernigerode knapp. Die meisten müssten aufs Umfeld ausweichen.
Das wolle die GWW mit dem neuen Areal am Bür-gerpark ändern. Hier werden über 50 Mietwohnun-gen in Mehr-Generationen-Häusern entstehen mit grünem Frei- und Gemeinschaftsraum für alle. Ene-rgetische und wirtschaftlich rentable Konzepte stünden im Vordergrund sowie Häuser mit einer klaren Baustruktur und gutem Raumkonzept, in-spiriert von modernsten europäischen Architektur-konzepten. Christian Zeigermann weiter: "Wie die Präsentation vor dem Aufsichtsrat zeigte, sind wir dabei auf dem besten Weg."
GWW
Die Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode mbH, Tochter der Stadt Wernigerode, verwaltet in der Harzmetropole etwa 3.000 Wohneinheiten mit einer Gesamtwohnfläche von 176.000 Quadratmetern. Die Wohnungen befinden sich unter anderem in den Wohngebieten Altstadt, Burgbreite, Stadtfeld, Harzblick und im Ortsteil Benzingerode. Etwa 7.500 der ca. 34.000 Wernigeröder wohnen bei der GWW.
Die GWW verwaltet zudem 33 Gewerbeeinheiten, darunter ein Café, das Wernigeröder Kino Volkslichtspiele, der Fürstliche Marstall, das Krummelsche Haus und das Ärztehaus am Platz des Friedens. Neu hinzugekommen ist ein Kreativloft mit Co-Working-Arbeitsplätzen. Zugleich ist sie Bauherr der neuen August-Hermann-Francke-Grundschule in Wernigerode. www.gww-wr.de